Chronik des Musikvereins

 

Die Tätigkeit des Musikvereins ab  8ten Dezember 1928 – all das vorhergehende Wirken ist im ersten Protokollbuch eingeschrieben.

Mit diesem Satz beginnt die Chronik unseres Vereins. Das erste Protokollbuch, auf welches unser damaliger Schriftführer Josef Weißmann an dieser Stelle verwiesen hat, ist heute bedauerlicherweise nicht mehr auffindbar. Das genaue Gründungsdatum des Vereins ist demnach leider unbekannt. Jedoch gibt es  im Singener Stadtarchiv einen Auszahlungsbeleg der Gemeinde Bohlingen vom 10. Februar 1905 über die Summe von 10,- Mark an die Musikkapelle. In einem Zeitungsbericht der Konstanzer Zeitung vom Dezember 1903 findet sich ein Hinweis auf einen Auftritt einer Bohlinger Musikgesellschaft zusammen mit dem Gesangverein während der Weihnachtszeit. Ein weiterer Zeitungsbericht, diesmal über die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr erwähnt am 19. Januar 1904, dass eben diese Versammlung durch einen Auftritt der hiesigen neu gegründeten Musik abgerundet wurde. Somit lässt sich die Gründung des Musikvereins zweifelsfrei spätestens auf den Beginn des Jahres 1904 datieren.

 

Als erster musikalischer Leiter des Vereins gilt Friedrich Künz, der dieses Amt 1908 an Karl Gnädinger abgab. Die Bohlinger Ortschronik schreibt über diese Gründerjahre:

„Gegründet wurde sie (die Musikkapelle) von jungen Männern der Familien Krotz, König und Langenberger, die sich aus Freude an der Blasmusik zusammenfanden. Die ersten Jahre waren für die Gründer sehr schwer. Es fehlte an finanziellen Mitteln und Fachkräften zur Ausbildung der jungen Musiker. Dem ersten Dirigenten Karl Gnädinger gelang es vor dem ersten Weltkrieg, die Kapelle weiter auszubauen. Doch er selbst und viele Musiker kehrten aus dem Kriege nicht mehr zurück. Der Krieg und die schwere Nachkriegszeit setzte der Tätigkeit der Musikkapelle ein Ende. Zu Dorffesten mußte eine auswärtige Kapelle geholt werden.“

Nach dieser, durch die Wirren des Ersten Weltkriegs verursachten Zwangspause, dauerte es ganze acht Jahre bis der Musikverein von ehemaligen Musikern und jungen Leuten aus dem Dorf wieder neu gegründet werden konnte. Dies geschah im Jahr 1926.

 

Zwei Jahre Später, im Oktober 1928 wurde Adolf Schnurr aus Worblingen Dirigent des Musikvereins. Das Dirigentenhonorar betrug damals 2,50 Reichsmark pro Musikprobe. Zur gleichen Zeit wurde die Gründung eines Vereins mit Passivmitgliedschaft beschlossen, woraufhin sich ganze 160 Bohlinger, das waren immerhin knapp 20% der Einwohner des Dorfes, als Passivmitglieder im Musikverein eintragen ließen. Von Adolf Schnurr übernahm 1933 Hermann Büche aus Schienen den Taktstock. Ihm war es nicht zu beschwerlich, wöchentlich zweimal den Weg nach Bohlingen zu Fuß zu gehen. Es gelang ihm, das Leistungsvermögen der Musikkapelle merklich zu steigern. 1934 kam der Beitritt zum Hegau Musikverband. Auf Herrmann Büche folgte 1935 Anton Graf als Dirigent. Neben Auftritten zu kirchlichen und weltlichen Feiern und Festen, konnte sich der Musikverein in den dreißiger Jahren nicht der Gleichschaltungspolitik des nationalsozialistischen Regimes entziehen. So gehörte die Teilnahme an sogenannten nationalen Kundgebungen oder an Parteiveranstaltungen der NSDAP zu den Pflichten des Vereins. Dementsprechend beendete Schriftführer Weißmann das Jahresprotokoll im Februar 1938 mit dem Satz „Wir schließen unseren Jahresrückblick mit den besten Wünschen für die Zukunft und dem Gruße Heil Hitler“.

 

Auf den unheilvollen Gruß folgen acht leere Seiten im Protokollbuch. Der nächste Eintrag ist überschrieben mit „Protokoll über die Neugründung des Musikvereins am Sonntag, den 6. Juni 1948.“ Zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahrzehnte musste der Verein wegen einem sinnlosen Krieg, unter dessen Opfern viele Vereinsmitglieder waren, neu gegründet werden. Die von den Alliierten eingerichtete Militärregierung hatte kurz zuvor ihre Genehmigung zur Neugründung des Vereins gegeben, und so wurde in der Gründungsversammlung Bürgermeister Alois Sterk zum 1. Vorsitzenden gewählt. Dirigent wurde der gerade aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Anton Waibel. Als dieser schon nach kurzer Zeit sein Amt niederlegte konnte man Martin Künz aus Rielasingen als neuen Dirigenten gewinnen, was sich für den Verein als absoluter Glücksgriff herausstellte. Künz blieb über 20 Jahre lang Dirigent der Kapelle und führte sie zu allerlei Erfolgen. Aus seiner Feder stammt auch der Bohlinger Trubehüeter-Marsch.

 

Am 8. April 1951 wurde der MV Bohlingen wieder in den Hegau Musikverband mit seinen 74 Mitgliedskapellen aufgenommen. Am 1. Juni 1952 folgte die erste Teilnahme an einem Wertungsspiel. Zu diesem Anlass dürften die Musiker vermutlich schon ihre erste einheitliche Uniform getragen haben. Ein Darlehen über 3.000,- DM von der Gemeinde ermöglichte am 16. Januar 1952 die Beschaffung. Nur die Mützen mussten von jedem Musiker selbst bezahlt werden. Nicht nur die Gemeinde musste dem Verein in diesen schwierigen Zeiten finanziell unter die Arme greifen, auch bei den Bohlinger Einwohnern wurde gesammelt. Beispielsweise für die Anschaffung einer neuen Tuba, die dann schon wenige Tage später im Schaufenster des Kaufhauses Grundler für die edlen Spender zur Besichtigung ausgestellt war.

 

Sein 50jähriges Bestehen konnte der Verein vom 17. bis 19. Juli 1954 im Beisein vieler befreundeter Musikvereine und  der Bohlinger Vereine feiern. Ehrengast beim Festbankett am Samstagabend im Festzelt war der mittlerweile in Konstanz lebende Bernhard König, als letztes noch lebendes Gründungsmitglied. Immer wieder engagierte sich der Musikverein in den folgenden Jahren auch am kulturellen Ortsleben. So war die Kapelle 1958 Ausrichter der ersten Sichelhenke. Dieses traditionelle Erntedankfest wurde bekanntlich bis heute fast jährlich veranstaltet. Mehr als die Hälfte der Sichelhenken organisierte der Musikverein. So war der Verein maßgeblich am Erscheinungsbild des Zeltfestes mit seiner historischer Marktgasse beteiligt.

 

Seit der Gründung des Narrenvereins im Jahr 1959 ist der Musikverein als Zunftmusik treuer Begleiter der Trubehüeter in der fünften Jahreszeit. Schon bevor die Narrenzunft gegründet worden war hatten die Musiker einige Male das Stellen eines Narrenbaumes organisiert.

 

Das 60jährige Jubiläum ihres Verein feierten die Musiker, wieder in einem Festzelt, im Jahr 1964. Vorstand war damals bereits seit sechs Jahren Martin Hirt. Er übergab dieses Amt 1974 an unseren beliebten Ehrenvorstand Anton Riedmann, welcher es bis 1988 ausübte.

Wir arbeiten im Moment an einer Vervollständigung dieser Chronik. Sie wird in den nächsten Wochen noch ergänzt.

 

Unsere 1. Vorsitzenden seit der Gründung waren:

 

1926 - 1929   Karl Riedmann

1929 - 1931   Johann Weißmann (passiv)

1931 - 1933   Karl Riedmann

1933 - ?          Josef Grundler

1938 - 1948   kein Protokollnachweis

1948 - 1958   Alois Sterk - ab 1958 Ehrenvorstand

1958 - 1974   Martin Hirt (passiv) - ab 1974 Ehrenvorstand

1974 - 1988   Anton Riedmann - ab 1988 Ehrenvorstand

1988 - 1996   Egbert Ruof

1996 - 1999   Christoph Haberkorn  

1999 - 2014   Berthold Riedmann - ab 2014 Ehrenvorstand

seit 2014       Heike Erb

 

Unsere Dirigenten seit der Gründung waren:

 

1904 - 1908   Friedrich Künz

1908 - 1915   Karl Gnädinger, Bohlingen

1928 - 1933   Adolf Schnurr, Worblingen

1933 - 1935   Hermann Büche, Schienen

1935 - 1943   Anton Graf, Bohlingen

1943 - 1948   kein Protokollnachweis

1948 - 1949   Anton Waibel, Bohlingen

1949 - 1971   Martin Künz, Rielasingen

1971 - 1985   Klaus Dietz, Singen

1986 - 1990   Ekkehard Kaupp, Engen

seit 1990        Roland Matt, Bohlingen